FORSCHUNG AM CPC-M - Kinder und Asthma – wie entwickeln sich welche Formen von Asthma?

FORSCHUNG AM CPC-M

Kinder und Asthma – wie entwickeln sich welche Formen von Asthma?

Was genau ist Asthma bronchiale eigentlich?

Dieses, jenes und vermutlich noch etwas anderes! So könnte man die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse salopp zusammenfassen. Denn auch, wenn die Asthma Symptome immer ähnlich sind  (Husten, Atemnot, pfeifende Atemgeräusche) – die Krankheit ist alles andere als klar definiert, was Ursachen und Verlauf angeht: Pfeifende Atemwegserkrankungen oder Asthma Bronchiale sind zwar häufige chronische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen, sie geben aber kein einheitliches Bild ab. Eher haben wir es mit einem komplexen Syndrom mit verschiedenen Erscheinungsformen, Schweregraden und zeitlichen Verläufen zu tun.

Asthma Ursachen – bei jedem Kind anders?

Bei etwa einem Viertel aller Kinder kommt es im Alter bis zu drei Jahren mindestens einmal zu einer Erkrankung, die mit pfeifender Atmung einhergeht. Bei den meisten Kindern bleibt es bei diesem einmaligen Ereignis. Andere leiden jedoch häufiger an einer sogenannten obstruktiven Bronchitis und bei manchen entwickelt sich daraus sogar Asthma. Ein Teil der Kinder leidet zusätzlich an Allergien, ein anderer Teil wiederum nicht. Bei manchen Kindern verliert sich die Erkrankung im Laufe der Entwicklung wieder, bei anderen besteht sie jedoch auch über die Pubertät hinaus weiter.

Wir gehen also nicht von einer einheitlichen Krankheitsgruppe aus, sondern von mehreren Asthma-Untergruppen:

 

Asthma bei Kindern, Grafik der Verlaufskurven
Krankheitsverläufe bei Asthma - © Fuchs et al. 2018

Ist Asthma heilbar – oder was wäre die Therapie?

Bisher ist es nicht möglich, Asthma wirklich zu heilen. Lediglich die Symptome können mit modernen Medikamenten sehr gut behandelt werden.

Die ALL AGE ASTHMA COHORT (ALLIANCE) des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) will den komplexen Zusammenhängen auf die Spur kommen, die den unterschiedlichen Verlaufsformen von Asthma und anderen pfeifenden Atemwegserkrankungen zugrunde liegen. Die groß angelegte Studie läuft seit 2011 mit inzwischen mehr als 700 Patienten bundesweit. Ziel der Studie ist es Biomarker (Signalgeber) zu identifizieren, die es zukünftig ermöglichen sollen, die jeweilige Unterform der Erkrankung möglichst früh zu erkennen. Das würde auch ermöglichen, die Behandlung auf jeden einzelnen Patienten viel individueller abzustimmen.

ALLIANCE – starker Verbund für neue Erkenntnisse zur Asthma Therapie

ALLIANCE Studie: Abgabe von Sputum
ALLIANCE-Studie: Abgabe von Sputum
© Helmholtz München

An den DZL-Standorten in Lübeck, Hannover und München, sowie in den angegliederten Zentren in Marburg und Köln werden Kinder im Alter von 6 Monaten bis 18 Jahren, in Großhansdorf werden erwachsene Patienten in die ALLIANCE-Studie eingeschlossen.

In München, im CPC-M, werden die Studienvisiten mit den teilnehmenden Patienten in der Christiane-Herzog-Ambulanz des Dr. von Haunerschen Kinderspitals durchgeführt. Das ALLIANCE –Team misst zum Beispiel die Lungenfunktion der Kinder, nimmt Blutproben, macht Schweißtests oder Nasenabstriche oder misst die Ausatemluft mittels einer elektronischen Nase, der „e-Nose“.  Nach einer ersten umfangreichen Basis-Untersuchung kommen die Patienten alle 12 Monate zu einer weiteren Visite. Die Studienteilnehmer aus der Kontrollgruppe (Gesunde) kommen nur einmal.

Wo stehen wir – was wissen wir über die Asthma-Untergruppen?

Grundlegend unterscheidet man heute zwei Formen des Asthmas, das allergische und das nicht allergische Asthma. Beim allergischen Asthma führt eine überschießende Reaktion des Immunsystems zu einer chronischen Entzündung der Atemwege. Die Patienten leiden oft unter weiteren allergischen Symptomen, wie der allergischen Rhinitis- dem allergischen Schnupfen, oder der Konjunktivitis - einer Entzündung der Bindehäute des Auges. Bei dem Einen treten die Beschwerden nur zu bestimmten Zeiten im Jahr auf, z.B. bei einer Allergie gegen Pollen. Bei Hausstaubmilbenallergikern bestehen oft ganzjährig Beschwerden. In der Behandlung von Allergien wird seit einigen Jahren die spezifische Immuntherapie angeboten, die Hyposensibilisierung.  Damit ist auch die Therapie eines möglichen Auslösers für asthmatische Beschwerden möglich.

Beim nicht-allergischen Asthma spielen viele unterschiedliche Faktoren eine Rolle. Oft tritt die Erkrankung nach einer Virusinfektion auf.  Diese Form weist ein geringeres Risiko auf, in eine lang anhaltende chronische Entzündung der Bronchien zu münden.

Die Entschlüsselung der unterschiedlichen Mechanismen der chronischen Atemwegsentzündung steht besonders im Focus der ALLIANCE Studie und ist eine Voraussetzung dafür, Patienten mit Asthma künftig eine individuellere Therapie anbieten zu können.